Haushaltsrede zum Haushalt 2017
der Kreistagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
(Es gilt das gesprochene Wort)
Sehr geehrter Herr Landrat, meine Damen und Herren,
ich möchte damit beginnen, der Kreisverwaltung, besonders Herrn Hessenius und der Kämmerei, für die Erstellung dieses Haushaltsentwurfs und die geduldige Beratung und Beantwortung unserer Fragen zu danken. Ich werde davon absehen, hier Zahlen zu wiederholen, die Sie alle schon kennen, sondern ein paar Schlaglichter auf einzelne Aspekte werfen.
Der erste und für viele hier getroffene Entscheidungen der wichtigste Blick auf den Kreishaushalt gilt immer wieder der Meinung der Kommunen. Deren Stellungnahme ist in diesem Jahr moderater und sachlicher als in den vorherigen ausgefallen.
Es ist jedoch auch so, dass die Kreispolitik den Kommunen in so vielfältiger Weise entgegen gekommen ist, dass ein „Draufhauen“ nur noch schwierig zu begründen war.
Abgesehen davon, dass die GPA der Kreispolitik bescheinigt hat, dass sie insgesamt sehr kommunalfreundlich aufgestellt ist, wurden diverse Entscheidungen getroffen, die die Kommunen entlasten.
Die Ausgleichsrücklage wurde abgeschmolzen, was zu einer nach Ansicht unserer Fraktion schlechten Verringerung des Eigenkapitals des Kreises, aber im Gegenzug zu einer Entlastung der Kommunen führt.
Dazu kommt die Auszahlung der Rückstellungen des LVR.
Die Übernahme der Mathias Hagens-Schule in Euskirchen und der Stephanusschule in Zülpich/Mechernich, die Regelung zur Schulsozialarbeit und nicht zuletzt auch die Bemühungen um den kreisweiten Breitbandausbau unterstützen die Kommunen weiterhin.
Bedauerlich ist, dass viele Kommunen es dem Kreis noch immer unmöglich machen, in Richtung Schulentwicklungsplanung einen Überblick zu bekommen und damit zum Beispiel den ÖPNV passgenauer auf die Bedürfnisse der Schüler anzupassen. Dieses Kirchturmdenken schadet den Schülern, deren Schultage auch ohne Warten auf den Bus eigentlich schon lang genug sind.
Der Schienenverkehr im Kreis Euskirchen ist auf einem guten Weg, aber noch lange nicht angekommen. Die Vorlage von Pro-Bahn wird von uns unterstützt. Es gibt auf der Eifelstrecke immer noch Probleme mit Störungen, Ausfällen und Verspätungen, aber der Weg ist richtig. Die Angebote zu Randzeiten wurden ausgeweitet, die Bördebahn steht vor der Reaktivierung. Bis 2021 soll sie im Regelverkehr fahren.
Bei der Umsetzung des ÖPNV-Konzepts gibt es allerdings noch Schwachstellen. So wurde der halbstündige Wechsel der Buslinien SB98 und 298 ab Euskirchen bisher noch nicht umgesetzt, sehr zum Leidwesen vieler Pendler. Es ist nach Meinung unserer Fraktion auch keine gute Entscheidung gewesen, die Ausschreibung dieser beiden rentierlichen Strecken aus der Hand zu geben. Die Anbindung von Vogelsang und die Vernetzung mit den AVV-Linien lassen noch viel Luft nach oben.
Dank der Grünen Politik in NRW ist im ÖPNV bis nach 2019 Planungssicherheit gegeben, auch wenn die Bundesmittel wegfallen oder zumindest extrem gekürzt werden sollen.
Beim Straßenbau liegt unser Hauptaugenmerk immer noch auf der A1. Wir betonen weiterhin, dass der sogenannte Lückenschluss nicht realisierbar ist. Ein solch massiver Eingriff in die Natur ist nicht genehmigungsfähig. Betrachtet man die Bautätigkeit auf der Rheinlandpfälzischen Seite der B51, ist sowohl das als auch das fehlende Entlastungspotential der A1 durchaus bekannt.
Die A1 wird nur weitere Menschen und mehr Natur belasten, ohne…
(Es gilt das gesprochene Wort)
Sehr geehrter Herr Landrat, meine Damen und Herren,
ich möchte damit beginnen, der Kreisverwaltung, besonders Herrn Hessenius und der Kämmerei, für die Erstellung dieses Haushaltsentwurfs und die geduldige Beratung und Beantwortung unserer Fragen zu danken. Ich werde davon absehen, hier Zahlen zu wiederholen, die Sie alle schon kennen, sondern ein paar Schlaglichter auf einzelne Aspekte werfen.
Der erste und für viele hier getroffene Entscheidungen der wichtigste Blick auf den Kreishaushalt gilt immer wieder der Meinung der Kommunen. Deren Stellungnahme ist in diesem Jahr moderater und sachlicher als in den vorherigen ausgefallen.
Es ist jedoch auch so, dass die Kreispolitik den Kommunen in so vielfältiger Weise entgegen gekommen ist, dass ein „Draufhauen“ nur noch schwierig zu begründen war.
Abgesehen davon, dass die GPA der Kreispolitik bescheinigt hat, dass sie insgesamt sehr kommunalfreundlich aufgestellt ist, wurden diverse Entscheidungen getroffen, die die Kommunen entlasten.
Die Ausgleichsrücklage wurde abgeschmolzen, was zu einer nach Ansicht unserer Fraktion schlechten Verringerung des Eigenkapitals des Kreises, aber im Gegenzug zu einer Entlastung der Kommunen führt.
Dazu kommt die Auszahlung der Rückstellungen des LVR.
Die Übernahme der Mathias Hagens-Schule in Euskirchen und der Stephanusschule in Zülpich/Mechernich, die Regelung zur Schulsozialarbeit und nicht zuletzt auch die Bemühungen um den kreisweiten Breitbandausbau unterstützen die Kommunen weiterhin.
Bedauerlich ist, dass viele Kommunen es dem Kreis noch immer unmöglich machen, in Richtung Schulentwicklungsplanung einen Überblick zu bekommen und damit zum Beispiel den ÖPNV passgenauer auf die Bedürfnisse der Schüler anzupassen. Dieses Kirchturmdenken schadet den Schülern, deren Schultage auch ohne Warten auf den Bus eigentlich schon lang genug sind.
Der Schienenverkehr im Kreis Euskirchen ist auf einem guten Weg, aber noch lange nicht angekommen. Die Vorlage von Pro-Bahn wird von uns unterstützt. Es gibt auf der Eifelstrecke immer noch Probleme mit Störungen, Ausfällen und Verspätungen, aber der Weg ist richtig. Die Angebote zu Randzeiten wurden ausgeweitet, die Bördebahn steht vor der Reaktivierung. Bis 2021 soll sie im Regelverkehr fahren.
Bei der Umsetzung des ÖPNV-Konzepts gibt es allerdings noch Schwachstellen. So wurde der halbstündige Wechsel der Buslinien SB98 und 298 ab Euskirchen bisher noch nicht umgesetzt, sehr zum Leidwesen vieler Pendler. Es ist nach Meinung unserer Fraktion auch keine gute Entscheidung gewesen, die Ausschreibung dieser beiden rentierlichen Strecken aus der Hand zu geben. Die Anbindung von Vogelsang und die Vernetzung mit den AVV-Linien lassen noch viel Luft nach oben.
Dank der Grünen Politik in NRW ist im ÖPNV bis nach 2019 Planungssicherheit gegeben, auch wenn die Bundesmittel wegfallen oder zumindest extrem gekürzt werden sollen.
Beim Straßenbau liegt unser Hauptaugenmerk immer noch auf der A1. Wir betonen weiterhin, dass der sogenannte Lückenschluss nicht realisierbar ist. Ein solch massiver Eingriff in die Natur ist nicht genehmigungsfähig. Betrachtet man die Bautätigkeit auf der Rheinlandpfälzischen Seite der B51, ist sowohl das als auch das fehlende Entlastungspotential der A1 durchaus bekannt.
Die A1 wird nur weitere Menschen und mehr Natur belasten, ohne vor Ort zu Verbesserungen zu führen. Als Folge des Lückenschlusses wird der Verkehr auf dem Kölner Ring jedoch auf die Dauer zusammenbrechen. Dass hier seit Jahrzehnten erfolglos Planungsgelder in nennenswerter Höhe unnütz ausgegeben werden, hat schon lange die Qualität eines Falls für den Bund der Steuerzahler.
In den letzten beiden Jahren sind über 4000 Schutzsuchende in den Kreis Euskirchen gekommen. 3000 Menschen mit laufenden oder abgeschlossenen Verfahren leben aktuell mit uns. Viele von ihnen werden auch ihr neues Leben hier einrichten.
Die Kosten für die Unterbringung und Versorgung werden aktuell noch zu 46% vom Bund und zu 40% vom Land finanziert, der Bund hat die baldige Reduzierung seines Anteils auf 20% angekündigt, womit die Belastung wieder nach unten abgewälzt wird.
Die Kommunen haben ihre Aufgaben mit einem großen ehrenamtlichen Engagement der Bevölkerung gemeistert. Dafür wollen wir uns an dieser Stelle bei allen Ehrenamtlern herzlich bedanken. Die nun folgenden Schritte sind die Integration durch weiter verstärkte Bemühungen um Sprachkenntnisse, Bildung, Ausbildung und Eingliedern ins Berufsleben. Nicht zuletzt werden in allen Kommunen preiswerte Wohnungen nachgefragt werden. Sozialer Wohnungsbau muss in den Fokus rücken, er wurde zu lange vernachlässigt.
Zur weiteren Beschäftigung der Menschen hat der Integration Point im BZE erfolgreich die Arbeit aufgenommen, mit guten Erfolgen bei der Vermittlung in Ausbildung und Arbeit. Dessen Aktivitäten und Personal werden mit Landesmitteln finanziert.
In der Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge wird in Kreis Euskirchen Beispielhaftes geleistet, es haben sich außergewöhnlich viele Gastfamilien gefunden, deren Betreuung vom Kreis aus organisiert ist. Dies wurde sogar von Ministerpräsidentin Kraft ausdrücklich gewürdigt.
Die umstrittene Unterkunft in der Schelde, Vogelsang, wird seit einigen Wochen genutzt, bei einer möglichen Kapazität von ca. 900 Personen liegt die aktuelle Belegung bei 200 bis 300. Nach wie vor sehen wir diesen Ort als sehr ungünstig und für die Geflüchteten potentiell gefährlich an. Diese Befürchtung wird weiterhin durch die landes-und bundesweit steigenden Zahlen von Fällen rechter Gewalt und rechten Straftaten bestätigt.
Damit wären wir bei Vogelsang: Seit der Eröffnung des Forums werden die beiden dortigen Ausstellungen zum Nationalpark und zur NS-Vergangenheit des Ortes sehr gut angenommen. Die erhofften Besucherzahlen sind durchaus erreichbar und auch die Bildungsangebote werden sehr gut angenommen
.Soweit der positive Teil.
Die Kosten der Bauarbeiten sind extrem überschritten worden, die Ankündigung von Herrn Poth in der letzten Sitzung des Fachausschusses lässt den Schluss zu, dass bei Vogelsang IP weiterhin massiver Nachschussbedarf besteht. Unsere Fraktion wartet seit dem letzten Herbst auf eine detaillierte Kostenaufstellung, bislang vergebens. Das trägt nicht dazu bei, das Vertrauen zu stärken.
Immer mehr Liegenschaften vor Ort werden einer neuen Nutzung zugeführt, die meisten davon nicht etwa, weil die SEV initiativ geworden wäre sondern aufgrund von Eigeninitiative. Daher ist es zu begrüßen, dass die SEV nun tatsächlich auslaufen wird. Begrüßenswert ist auch, dass die Nationalpark-Forstbehörde nicht etwa einen kompletten Neubau erhält sondern zusammen mit dem Waldjugendheim an der Redoute angesiedelt werden soll.
Ebenfalls ein gutes Signal sind die Überlegungen, die Hundertschaftshäuser als möglichen Hotelstandort zu wählen. Wir warten gespannt auf konkrete Planungen.
Das Dark Sky Reservat auf Vogelsang erfreut sich wachsender Beliebtheit. Es ist erfreulich, dass die Nachbarkommunen dem Sternenpark sehr positiv gegenüberstehen und auch dessen touristische Zugkraft offensichtlich groß ist. Daher ist auch eine vernünftige Lösung für die Beleuchtung der Landesunterkunft Schelde von herausragender Bedeutung.
Vogelsang entwickelt sich mit den beiden Ausstellungen und auch dem Dark Sky Reservat weiter zum touristischen Anziehungspunkt.
Die Wirtschaftsförderung des Kreises arbeitet weiterhin an der Vernetzung der KMUs und größeren Unternehmen im Kreis, befördert den Austausch und gegenseitige Kontakte, auch mit Wissenschaft und Forschung. Auch die anderen Angebote der Kreis-Wirtschaftsförderung erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
Eine ganz andere Art von Zusammenarbeit, über den Kreis Euskirchen hinaus, macht die Bedrohung durch das marode KKW Tihange2 in Belgien, 100 km westlich von Euskirchen, und auch Doel 3 bei Antwerpen erforderlich. Nur durch stetigen Druck auf allen Ebenen bis hin zum Europaparlament wird man ein Abschalten dieser Gefahren für uns alle erreichen können. Besonders ärgerlich ist es in diesem Zusammenhang, dass die Bundesumweltministerin auf der einen Seite das Abschalten der Reaktoren mit fordert und auf der anderen Seite den Verkauf von deutschen Brennstäben an Tihange genehmigt. Was denn jetzt, fragen wir uns.
Vor Ort können wir nur Katastrophenschutzpläne von zweifelhafter Wirksamkeit entwickeln. Die Abgabe von Jod an die Bevölkerung als erster Schritt ist zum Beispiel mehr eine Beruhigungspille als eine wirkliche Hilfe im Falle eines radioaktiven Unfalls dort.
In Sachen Kreis-Energie-Gesellschaft sieht es weniger rosig aus, und das, obwohl der allseitige Nutzen durchaus offensichtlich sein sollte. Dahlem und Nettersheim werden sich nicht anschließen, auch die angebotenen symbolischen Anteile wurden nicht abgerufen. Dies ist eine nach unserer Meinung sehr kurzsichtige Haltung der betreffenden Kommunen. Die auch den Kreis Euskirchen nicht auslassende Globalisierung wird zunehmend gemeinsames Handeln erfordern, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Der Kreis Euskirchen ist mit der Ene gut aufgestellt in Bezug auf einen Übergang auf erneuerbare Energien, auch bei allem Anschein nach gegenläufiger Bundespolitik. Die Unternehmenszahlen sind gut trotz Turbulenzen am Markt.
Zur Energiewirtschaft gehört nicht nur die Produktion, sondern auch das Einsparen und sinnvolle Einsetzen von Energie. Auch hier ist der Kreis Euskirchen seit langem dabei, seine eigenen Liegenschaften energetisch zu erneuern und aufzuwerten. Das zeigt sich in der Begleitung der Vorplanung des Erweiterungsbaus der Kreisverwaltung, im neuen Biomasseheizkraftwerk auf der Zentralen Mülldeponie in Mechernich und in permanent begleiteten Sanierungsmaßnahmen zum Beispiel in den kreiseigenen Schulen.
Es ist vieles zu tun im Kreis Euskirchen, es stehen in diesem und zukünftigen Jahren weitere Ausgaben zum Beispiel für die Integration und Versorgung von Schutzsuchenden an.
Hier muss der Bund weiter in die Verantwortung genommen werden. Er hat im zweiten Jahr in Folge Überschüsse erwirtschaftet und das trotz der sogenannten „Flüchtlingskrise“. Statt diese Gelder zu sparen wäre es sinnvoll, die Kommunen zu stärken, besonders den ländlichen Raum, der weiterhin konsequent gegenüber den Städten benachteiligt ist.
Wir hier unten tragen die Hauptlast der Sozialausgaben, deren Höhe verhindert in den Kommunen zum Beispiel Investitionen in Infrastruktur oder energetische Sanierungen.
Erfreulich ist, dass der Kreis von Programmen und Förderungen des Landes profitiert. Da wären zum Beispiel
- das Landes Programm Gute Schule
- die zusätzlichen Stellen für Polizei und Justiz und
- die intensivere Förderung von Jobs für Langzeitarbeitslose zu erwähnen.
Der aktuelle Kreis-Haushalt zeichnet sich durch große Kommunalfreundlichkeit aus. Einnahmen bzw eingesparte Ausgaben wurden direkt an die Kommunen weitergereicht, auch positiv ist, dass weiterhin die Kommunen, zum Beispiel durch die hohen Betriebszuweisungen für Kitas kommunaler Träger entlastet werden.
Es wurden in vielen Bereichen positive Signale gesetzt, die in ihrer Ausführung noch ausbaufähig sind.
Trotz nach wie vor einigen Themen, die wir kritisch sehen, werden wir Grüne dem Kreishaushalt 2017 zustimmen.
Angela Kalnins
-stellv. Fraktionsvorsitzende